6 Mrz. Dolmetschen in Leichte Sprache

„Dolmetschen in Leichte Sprache“ – Vortrag von Inga Schiffler bei der BDÜ-Konferenz „Übersetzen in die Zukunft“ am 24.11.2019 im World Conference Center Bonn

Vom 22. bis 24. November 2019 trafen sich über 1.000 Übersetzer, Dolmetscher und Interessierte im ehemaligen Bundestag am Bonner Rheinufer zur möglicherweise größten Sprachmittlerkonferenz, die je in Deutschland stattgefunden hat. Aus der Vielzahl der Vorträge, die ich besucht habe, möchte ich den von Inga Schiffler herausgreifen, denn er greift ein Thema auf, das sowohl sehr spezialisiert ist (Nische in der Nische, wie es schon im Programm stand) und gleichzeitig sehr zukunftsorientiert:

Einfach Dinge klar benennen

Man hat’s nicht leicht, aber leicht hat’s einen! Ähnlich muss es mit der Passion für die Leichte Sprache sein, denn schon bald nach Beginn der kurzweiligen Session mit Inga Schiffler ist das Auditorium angesteckt und feuert aufgekratzt eine Frage nach der anderen auf sie ab. Mit einer perfekt selbst illustrierten Präsentation zum Thema „Dolmetschen in Leichte Sprache – die Nische in der Nische“ hatte die Referentin im Nu den Draht zum Fachpublikum gefunden. Wobei – viele Fachleute gibt es ja noch nicht im jungen Spezialgebiet, und erst recht kaum Ausbildungsstätten.  An der Uni Hildesheim gibt es einen Master in Barrierefreier Kommunikation, in Germersheim hat man ein Proseminar zum Übersetzen in Leichte Sprache, dann gibt es noch ein paar Fortbildungsangebote – das war es aber auch schon. Kein Wunder, dass die Liste der beruflichen Vertreter der Neunische noch sehr übersichtlich ist. Übersetzerinnen, die sich mit leichter Sprache befassen, gibt es schon mehr. Aber das gilt ja generell – der Dolmetschberuf verlangt eben Fähigkeiten, die spärlicher gesät sind. Quasi Ehrensache ist bei der Expertin für barrierefreies Kommunizieren, dass auch die Präsentation klar strukturiert, visuell angenehm und gut zu erfassen war. Regeln der Leichten Sprache, erforderliche Fähigkeiten und Kompetenzen, Bedarf an Sprachmittlern in diesem Bereich, Marktsituation, erzielbare Honorare… Alles kommt an die Reihe, und Fragen stellen ist ja jederzeit möglich. Was ich umso spannender finde, je länger ich mich mit dem Thema befasse: Wir können alle dazulernen, wenn es um effektive Kommunikation geht. Denn nicht nur die Zielgruppe der Leichten Sprache freut sich über gute Verständlichkeit. Klare Botschaften ohne Schnörkel sind etwas, was jedem schreibenden oder vortragenden Mitmenschen gut zu Gesicht steht. So viele Anregungen, so wenig Zeit… Nach dem Vortrag fühle ich mich leicht und optimistisch. Mehr kann man nicht verlangen!

Aus dem Konferenzprogramm

Zusammenfassung des Inhalts des Vortrags/Workshops

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Texten in Leichter Sprache stetig gestiegen. Bislang findet die Leichte Sprache allerdings fast ausschließlich in schriftlicher Form Anwendung. Und das, obwohl gerade die mündliche Kommunikation unser gesellschaftliches Leben bestimmt. Sei es auf dem Amt, im Museum oder bei Konferenzen wie dieser: Überall muss ich verstehen, was gesagt wird, um teilhaben zu können. Es scheint also nur logisch, das Feld der Leichten Sprache um das Berufsbild des oder der Dolmetscher*in zu ergänzen. Bislang sind es noch wenige, doch immer mehr Expert*innen für Leichte Sprache entdecken diese Modalität für sich — und mit ihnen auch mehr und mehr Veranstalter*innen, insbesondere solche, die Menschen mit Behinderung direkt betreffen.

Nach einer kurzen Einführung wird in dem Seminar erörtert, wie sich die Vorbereitung und Arbeit dieser Dolmetscher*innen gestaltet. Daneben wird darauf eingegangen, welche Besonderheiten sich dadurch ergeben, dass der Ausgangsdiskurs intralingual übertragen wird mit dem Kommunikationsziel, Information, die aus kognitiven Gründen für die Rezipient*innen unverständlich ist, verständlich zu machen. Gleichzeitig werden Schnittstellen mit Modalitäten wie dem Konferenzdolmetschen, dem Community Interpreting oder dem Gebärdensprachdolmetschen herausgearbeitet.

Angaben zur Vita des Referenten/der Referentin Inga Schiffler

Inga Schiffler dolmetscht, übersetzt und textet in Leichter Sprache. Daneben gibt sie ihr Wissen in Vorträgen und Seminaren weiter.
Nach einer Fachausbildung zur Dolmetscherin in spanischer Gebärdensprache und Taubblindenassistentin studierte Inga Schiffler zunächst Übersetzen und Dolmetschen (B.A.) in Salamanca, und dann Translation mit Schwerpunkt Dolmetschen (M.A.) an der Universität Mainz am Campus Germersheim.

Mehr dazu auf unserer Seite zum Thema „Klare, eindeutige Sprache“

Inga Schifflers Blog

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Kommentar

Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

Freut mich!