7 Mai. Deutschland, Österreich und Italien in einem Zug: Von Translation, Transport und Tiramisu. BPConf 2019 in Bologna
Wenn einer eine Reise tut… dann kann er was erleben, heißt es.
Netzwerken und Fortbildung waren zwei wichtige Gründe für meine Teilnahme an der Übersetzerkonferenz BPConf, die diesmal in Norditalien stattfand – frühere Austragungsorte waren z. B. Budapest und Wien. Das BP steht für Business und Practice – oder auch für badass polyglot. Unter diesem Motto war an drei Konferenztagen ein Themenspektrum versammelt, das von effektivem Zeitmanagement über Rahmenvertragsgestaltung zwischen Kunde und Übersetzer bis hin zur Klangästhetik von Übersetzungen reichte. Knapp 300 Teilnehmer aus allen Ecken des Planeten waren nach Bologna gekommen, um sich im bahnhofsnahen Hotel Europa mit neuer Weisheit und den vielen Leckereien vollzustopfen, die Hotel und Stadt zu bieten hatten.
A propos vollstopfen – kulinarisch führte daran kaum ein Weg vorbei. Bologna gilt als Stadt der Völlerei („Bologna la grassa“), und so war es kein Wunder, dass an jedem Abend opulent diniert wurde. Schon am zweiten Konferenztag gab es ein Galadinner, das sich gewaschen hatte. Permanent wurden den 200 Gästen neue Delikatessen gereicht, Rot- und Weißwein waren ausgezeichnet und (keine Selbstverständlichkeit) perfekt temperiert. Die Straßen Bolognas waren derweil voller junger Menschen, je später es wurde, desto mehr, so schien es mir. Dank der überall in die Häuserzeilen integrierten Arkaden ist nicht nur die Atmosphäre gemütlich, man ist auch gegen die Unbilden des Wetters gefeit.
Teamarbeit, Anforderungen an Übersetzungen im juristischen Bereich, Steigerung von Effizienz und Produktivität, Qualitätssicherung, Aufbau und Pflege von Kundenbeziehungen – damit waren die Klassiker unter den Konferenzthemen abgehakt. Spannendere Themen waren ein wenig dünn gesät. Immerhin waren mit den Vorträgen zur automatisierten Terminologieextraktion, dem Umgang mit der Nachredaktion von maschinell übersetztem Material und Remote Interpreting auch wichtige aktuelle Trends im Angebot.
Aber ich schulde noch den abenteuerlichen Aspekt der Reise. Bis Nürnberg war der ICE aus Oldenburg pünktlich, immerhin sechs Stunden der Reise waren absolviert. Aber dann: Eine kurzfristige Streckensperrung zwischen Nürnberg und Ingolstadt sorgte für eine Kehrtwende und eine mehr als einstündige Umleitung – dem Eurocity nach Bologna war da natürlich derweil der Geduldsfaden gerissen und das bedeutete Übernachtung in München und ein halber Konferenztag weniger. Immerhin reichte es noch für einen Ausflug in den Englischen Garten, einen Radler und vom Chinesischen Turm herab live vorgetragene Blasmusik. Die Weiterfahrt nach Italien durch Österreich war dann ein Landschaftsgenuss erster Klasse. Auf der Hinfahrt herrliches Panorama und Blick auf immerweiße Gipfel, auf der Rückfahrt verschneiter Brenner – die Temperaturen waren um 10 Grad gefallen. Und man war pünktlich wieder zurück in Oldenburg, die Fahrt ging von 7:45 Uhr bis 21:26 Uhr mit einer Stunde Aufenthalt in der Lounge in München.
Mein persönliches Highlight: In aller Öffentlichkeit im Duett mit einer spanischen Konferenzteilnehmerin eine Arie aus der Tosca schmettern dürfen. E lucevan le stelle… Ob die Sterne leuchteten, weiß ich nicht mehr, gefühlt habe ich sie. Nicht wenige von uns waren ja im prachtvollen Opernhaus von Bologna in einer Aufführung von La Traviata gewesen und entsprechend schon gut eingesungen.
Bologna, ich komm wieder!